Predigt Zum Muttertag 2025
Predigttext: Sprüche 8, 22-36
22 Der Herr hat mich, die Weisheit, am Anfang seiner Schöpfung erschaffen. Ich war das erste seiner Werke vor aller Zeit. 23 In längst vergangenen Tagen wurde ich geschaffen, am Anfang der Erde, vor unvorstellbar langer Zeit. 24 Ich wurde geboren, als es noch keine Meere gab und kein Wasser aus den Quellen der Tiefe strömte. 25 Bevor die Berge in der Erde verankert wurden und die Hügel entstanden, kam ich zur Welt. 26 Gott hatte das Land noch nicht geschaffen und auch nichts anderes. Nicht einmal Staub gab es auf der Erde. 27 Ich war dabei, als er das Dach des Himmels baute, als er den Horizont über dem Meer bildete. 28 Ich war dabei, als er die Wolken oben festmachte und die Quellen unten aus der Tiefe sprudeln ließ. 29 Ich war dabei, als er dem Meer eine Grenze setzte und dem Wasser verbot, sie zu überschreiten. Als er dann die Fundamente der Erde legte, 30 stand ich ihm als Handwerkerin zur Seite. Tag für Tag war es für mich eine Freude, die ganze Zeit lachte ich an seiner Seite. 31 Ich war fröhlich, dass es den Erdkreis gab, und hatte meine Freude an den Menschen. 31 Ihr jungen Leute, hört jetzt auf mich! Glücklich zu preisen sind alle, die mir folgen. 33 Hört genau hin, damit ihr klug werdet! Schlagt die Erziehung nicht in den Wind! 34 Glücklich ist der Mensch, der auf mich hört – der Tag für Tag an meiner Haustür wacht und am Türpfosten auf mich wartet. 35 Wer mich findet, hat Leben gefunden, und der Herr hat Gefallen an ihm gefunden. 36 Wer mich aber verfehlt, schadet sich selbst. Alle, die mich hassen, lieben den Tod.
Liebe Gemeinde,
seid ihr der Weisheit schon mal begegnet? Würdet ihr euch als weise Menschen bezeichnen?
Oder vielleicht frage ich lieber anders: seid ihr gut in eurem Leben angekommen? Wisst ihr, was richtig und was falsch ist? Wisst ihr, was für euch gut ist und was euch schadet? Spürt ihr die Freude und Leichtigkeit des Seins auch, wenn nicht alles perfekt ist oder das Leben Herausforderungen stellt?
Wie habt ihr das gelernt? Was oder wer hat euch geholfen im Einklang mit euch selbst leben zu lernen? Waren das eure Mütter, eure Lehrer, eure Professoren, die älteren Geschwister, Arbeitskollegen oder vielleicht einfach Lebensereignisse? Waren das Menschen, die euch das Leben leicht gemacht haben, die mit gutem Vorbild euch geleitet haben und Ereignisse, die euch in eurem Leben beflügelt haben? Wenn ja, dann hattet ihr Glück ganz unkompliziert weise zu werden.
Wenn nicht alles so glatt gelaufen ist, dann hattet ihr den Vorteil, die Weisheit, die sich hinter der Fassade der Probleme sich birgt, selbst zu finden.
„Wer mich findet, hat Leben gefunden“ sagt die Weisheit im heutigen Predigttext und warnt von dem Gegenteil.
Die Weisheit Gottes ist lebensnotwendig. Etwas, was uns das Leben schenkt und ohne die wir unfähig sind zu leben. Die Weisheit, die Sophia, die durch die ägyptischen und hellenistischen Einflüsse zu einem Bestandteil des jüdisch-christlichen Denkens geworden ist und das alte und neue Testament miteinander verbindet ist ein weibliches Wesen, das mit Gott zusammen sogar vor der Schöpfung, am Anfang der Schöpfung gewesen ist. Von ihm geboren. Sie war dabei, als die Welt erschaffen wurde und ist ein Teil von Gott selbst. Sie ist die Handwerkerin an der Seite Gottes, die spielt und lacht, während die Welt erschaffen wird. Sie ist auch heute da. Sie werkt und hilft uns das eigene Leben zu finden, uns selbst zu finden. Sie spielt und lacht in unserem Leben und beschenkt uns mit Lebensfreude.
Heute am Muttertag möchte ich betonen, dass die Weisheit in jeder Mutter zu finden ist. Unabhängig vom Charakter, Liebesfähigkeit, Erfahrung oder Mütterlichkeit steht jede Mutter an der Seite Gottes als ihr Kind in ihrem Körper erschaffen wird. Hinter jeder Mutter steht die lachende Handwerkerin Gottes. Wir müssen sie nur sehen lernen.
Nicht jeder Mensch hat das Glück eine tiefe, wohltuende Verbindung mit der Mutter zu spüren.
Es gibt viele Gründe dafür, aber viel wichtiger ist es zu lernen, hinter die Fassade der Probleme zu schauen und die Nähe zu unseren Müttern zu finden.
Es gibt wenig Menschen, die ihre Mütter tanzend und spielend in Erinnerung haben. Die meisten erinnern sich an die besorgte, bemühte, müde oder überforderte Mutter, als wäre der Jubel über das neue Leben nie da gewesen. Als hätte das Lachen der Handwerkerin hinter der Freude am Muttersein nie geschallt.
Doch diese Freude ist immer da! Die Weisheit, die spielende Handwerkerin ist bei der Schöpfung auch heute am Werk. Immer,wenn ein neues Kind auf die Welt kommt, ist sie mit ihrer Freude an die Menschen da und begleitet den Menschen durch das Leben.
Eine unendliche, grundlegende Lebensfreude verbindet uns mit unseren Müttern.
Versteckt hinter der Fassade der Lebensprobleme in, um und mit unseren Müttern will die Weisheit Gottes oft erst im Laufe des Lebens entdeckt werden. Es ist lebensnotwendig, ganz besonders für die Menschen, deren Beziehung mit der Mutter schwerlich oder belastend ist.
In dieser Beziehung, in der Beziehung zu unserer Mutter, verbirgt sich die Leichtigkeit und Gottes Segen für unser Leben.
Mit den Worten des Neuen Testaments ähnelt die Weisheit der Heiligen Geisteskraft, dem weiblichen Element in der Dreieinigkeit, das uns durch das Leben führt.
Heute am Muttertag dürft ihr diesen besonderen Segen, den ihr durch eure Mütter bekommen habt, von ganzem Herzen feiern. Wenn ihr den noch nicht ganz entdeckt habt, der heutige Predigttext ermutigt euch darauf zu vertrauen, dass die Leichtigkeit und die Freude in eurem Leben von Gott gewollt und möglich ist. Die Leichtigkeit bedeutet klar entscheiden zu können, was für euch gut ist, zu wissen, was müsst ihr tun, damit das Leben sich auch leicht und schön anfühlt.
So schön, wie die Weisheit Gottes voller Lust und Lachen das vorlebt. Die spielende Handwerkerin, die Freude an den Menschen, an alle Menschen auf dieser Welt hat.
Wer verbunden mit Gott ist, wie der Weinstock mit der Rebe, der kann auch die Freude Gottes an Menschen in sich spüren.
Doch den Zugang zu dieser Verbundenheit findet man oft über die gelebte Alltagsverbundenheit mit unseren Liebsten.
Eine Verbindung ist lebenslang und besonders stark – das ist die Verbindung mit der Mutter. Durch sie entdecken wir Gottes Freude über uns und die Leichtigkeit des Seins. Durch sie entdecken wir die fröhliche Weisheit, die am Werk war, als wir im Mutterleib erschaffen wurden. Sie spielte und lachte, als wir geboren wurden und sie begleitet uns und alle Menschen auf dieser Welt mit ihrer kindlichen Freude durch das Leben und über das Leben hinaus. Amen.